Angriffe gegen europäische Unternehmen im Zusammenhang mit Cyberspionage durch staatliche oder parastaatliche Stellen häufen sich. Sie richten sich vor allem gegen Organisationen, die für das Funktionieren oder die Wirtschaft eines Landes von entscheidender Bedeutung sind.

Folge geopolitischer Instabilitäten

Zunahme staatlicher und parastaatlicher Angriffe

Seit dem Krieg in der Ukraine nehmen die Konflikte im Cyberspace weiter zu und die Arten der Cyberangreifer wird immer vielfältiger. So greifen immer mehr staatliche Akteure private oder öffentliche Organisationen mithilfe traditioneller Methoden der Cyberkriminalität wie Ransomware an. Dadurch wird es immer komplizierter, die Urheber dieser böswilligen Aktivitäten genau zu identifizieren. Außerdem sind die verwendeten Techniken raffinierter und somit wirksamer, da sie mehr Mittel mobilisieren und somit mehr Schaden anrichten. Die Bekämpfung von Cyberspionage war sogar eine der Hauptaufgaben der ANSSI im Jahr 2022. IT-Systeme können monatelang ausspioniert werden, ohne dass die Organisationen dies bemerken.

2022 wurden 150 staatliche Cyberangriffe gezählt: 77 % davon waren Spionageangriffe. 2023 beläuft sich dieser Anteil bisher bereits auf 83 % aller staatlicher Cyberangriffe, und das Jahr ist noch nicht zu Ende.

Diese hauptsächlich aus China oder Russland stammenden staatlichen und parastaatlichen Spionageangriffe verfolgen je nach Fall unterschiedliche Ziele:

  • Abschöpfung vertraulicher Daten,
  • Computer- oder gar physische Sabotage einer kritischen Infrastruktur
  • oder auch die politische Destabilisierung.

Sensible Sektoren besonders im Visier

Regierungsorganisationen, Unternehmen, Behörden oder auch Forschungsinstitute gehören zu den bevorzugten Zielen von Cyberspionage. Von ihnen können Cyberangreifer sensible Daten im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen, industriellen oder wissenschaftlichen Tätigkeit eines Landes sammeln. Dies kann mit einem Hacken der E-Mail-Konten von Mitarbeitern beginnen, um an vertrauliche Informationen zu gelangen.

Vor kurzem erklärte die ANSSI, dass mehrere Cyberspionageangriffe, die sich vor allem gegen französische Unternehmen richteten, von der dem russischen Militärgeheimdienst nahestehenden Hackereinheit APT 28 (oder Fancy Bear) durchgeführt wurden. Diese soll zwischen März 2022 und Juni 2023 mehrere Sicherheitslücken ausgenutzt haben, um sich in Outlook einzuschleusen.

Was sind die Folgen von Cyberspionage?

Finanzielle Auswirkungen für Unternehmen

Cyberspionage hat erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen für Unternehmen. Erstens wird der Angriff in der Regel erst Monate nach dem Eindringen entdeckt und sofort in den Medien thematisiert. Dies schadet dem Image der Organisation und führt zu einem Vertrauensverlust bei Kunden und Partnern. Wirtschaftsspionage kann auch zum Verlust von Geschäften und zum Diebstahl von Daten im Zusammenhang mit dem geistigen Eigentum der Organisation führen. All dies trägt dazu bei, die Unternehmen finanziell zu destabilisieren.

Verletzung der Interessen des Staates

Das Ausspionieren von Unternehmen, die in kritischen Bereichen tätig sind, kann auch andere als finanzielle Interessen verfolgen. Wenn es sich beispielsweise um Infrastrukturen im Energie-, IKT- oder Gesundheitssektor handelt, trägt Cyberspionage zur Destabilisierung des Landes in wirtschaftlicher, sozialer oder sogar sicherheitspolitischer Hinsicht bei.

In Zeiten von Krieg und terroristischer Bedrohung nehmen staatliche Stellen strategische Sektoren ins Visier. 2023 wurde entdeckt, dass Mirage – ein Akteur der chinesischen Cyberspionage – im Dezember 2021 in die Netzwerke der deutschen Bundesbehörde für Kartografie und Geodäsie eingedrungen war. Auch wenn heute nicht bekannt ist, welche Art von Informationen kompromittiert wurden, zeigt dies doch, dass diese Angriffe ein System tiefgreifend schädigen und sich potenziell über längere Zeit darin festsetzen können. 

Stärkung der europäischen Cybersicherheit wichtiger denn je

Mit der NIS-2- oder DORA-Richtlinie bereitet sich Europa ab sofort darauf vor, die Cybersicherheit der sensibelsten Organisationen, insbesondere gegen Cyberspionage, zu erhöhen.

Staatliche Cyberangriffe werden mithilfe der Cyberverteidigung des angegriffenen Landes abgewehrt. So mobilisieren sich die militärischen Akteure der Cyberverteidigung, um die Informationssysteme kritischer Organisationen zu verteidigen und verhindern dadurch, dass staatliche oder private Einrichtungen lahmgelegt werden. In diesem Sinne beteiligt sich der französischen Inlandsgeheimdienst DGSI an der Cyberverteidigung, indem er staatliche Cyber-Einflussnahmen möglichst früh aufdeckt und identifiziert.

Olympische Spiele 2024: ein günstiger Hintergrund für die Destabilisierung von Unternehmen

Im Vorfeld der Olympischen Spiele 2024 in Paris warnen die Behörden bereits vor einer „beispiellosen Gefahr von Cyberangriffen“, die sich auch gegen Unternehmen richten könnten, und das Ziel verfolgen, das Gastgeberland zu destabilisieren.

Organisationen in allen wichtigen und kritischen Bereichen müssen sich auf eine potenzielle Cyber-Krise vorbereiten. Es wird erwartet, dass technische Cyberschutzmaßnahmen ergriffen werden, um insbesondere die Kommunikation und vertrauliche Daten zu schützen. Es wird aber auch empfohlen, die unternehmensinterne Ausbildung in Good Practices der Cybersicherheit zu verstärken. Denn Mitarbeiter und Management sind im Falle von Cyberspionage in der Regel die ersten Einfallstore in die IT der Unternehmen.